In Ön merken wir schnell, dass hier wirklich nicht viel los ist. Wir haben zwar 2 oder 3 Nachbarn, aber das war es dann auch. Bis auf die Holzlaster, die regelmäßig an unserem Häuschen vorbei fahren ist sonst nicht viel los. Das Haus ist richtig schön gelegen, direkt an einem See. Wir haben sogar einen kleinen Steg der auf den zugefrorenen See führt. Aber nur in der Bude abhängen, wollen wir natürlich nicht. So suchen wir uns das erste Ausflugsziel, der Fettjeafallet. Wir fahren eine gute Stunde bis wir am Wanderparkplatz ankommen. Neben uns stehen hier auch einige weitere Fahrzeuge, wir sind also nicht allein. Der Weg ist schon ganz gut ausgetreten, was die kleine Wanderung durch den Schnee erleichtert. Allerdings wird der Weg an der ein oder anderen Stelle recht steil, so das wir ein wenig ins rutschen geraten. Oben angekommen, kann man sich direkt neben den Wasserfall stellen, weil dieser zugefroren ist. Fabian entdeckt noch Spuren von Eiskletterern, kann man also hier anscheinend machen. Die Schutzhütte inkl. Feuerstelle am Wasserfall ist leider belegt, also machen wir uns wieder auf den Rückweg.

Am nächsten Tag fahren wir zu Haverö Strömmar ein Naturreservat direkt bei uns um die Ecke. Wir müssen nur 10 Minuten Auto fahren, ein Heimspiel quasi. Auch hier scheinen viele Leute spazieren zu gehen. Man überquert den See, bzw. Fluss über Brücken und gelangt zu einer alten Schleuse mit einigen historischen Gebäuden. Im Sommer kann man hier ebenfalls Kaffee trinken gehen, jetzt ist es jedoch eher ausgestorben. Auf der Karte des des Naturreservats sehen wir, dass man eine kleine Runde über die mittlere Insel machen kann. Hier sind wir allerdings die ersten, die diesen Weg einschlagen und stapfen durch den Schnee. Nach etwa 2/3 der Wegstrecke, gelangen wir an eine Schutzhütte mit Feuerstelle, dies wollen wir dieses mal aber wirklich nutzen und erwärmen über dem Feuerchen unsere Pizzareste vom Vortag. Da das Feuer machen dieses mal geklappt hat, ist Fabian glücklich und wir kehren wieder Heim.



Der nächste Morgen beginnt wunderbar. Wir schnappen uns einen Kaffee, machen uns auf zum Steg und genießen den Sonnenaufgang über dem See. Für den Tag suche ich unser nächstes Ziel aus. Wir fahren nach Helvetesbrännan, ebenfalls ein Naturschutzgebiet mit einigen Wanderwegen. Auch hierhin müssen wir wieder eine Stunde mit dem Auto fahren. 5 km vor unserem Parkplatz ist die Straße dann auf einmal nicht mehr geräumt. So ein Mist. Da wir schon einmal hier sind, machen wir uns auf dem Weg in die Richtung und stapfen durch die Snowmobil-Spuren. Da es allerdings ein wenig eintönig ist, machen wir uns nach einigen Kilometern wieder auf den Rückweg. Irgendwie scheint heute nicht so recht unser Tag zu sein, auf dem Rückweg, schlägt Fabian einen anderen Weg ein den uns Google vorschlägt, wir fahren durch Dörfchen und irgendwann auf eine Forststraße, diese ist dann jedoch nach kurzer Zeit ebenfalls nicht geräumt und so müssen wir einen Umweg von 15 Minuten nehmen. Wir fahren wieder aus dem Wald heraus und sehen viele Sommerhäuschen die verwaist scheinen. Fabian gefällt es ganz gut hier und ich schaue auf die Straße und denke mir, irgendwie kommt der Fahrbahnrand immer näher, mahne Fabian noch kurz zur Vorsicht, da ist es auch schon passiert. Wir sind in den Graben gerutscht. Nach der kurzen Schrecksekunde steigt Fabian aus um erst einmal die Lage zu checken und holt die Schneeschaufel aus dem Kofferraum. Na toll, wir hängen hier mitten im Nichts im Straßengraben. Uns ist zwar weiter nichts passiert, aber bis ein Abschleppdienst in dieser einsamen Gegend ankommt, kann es sicher Stunden dauern. Nachdem Fabian mich aus dem Auto befreit hat, denn durch die Schneeberge kann ich die Beifahrertür zuerst nicht öffnen, schaue ich erst mal auf Google Maps um die Lage zu checken, wo wir überhaupt sind. Das gute in Schweden ist ja, dass es selbst in der hinter letzten Ecke Handyempfang und LTE gibt. So einsam wie ich dachte, ist die Gegend wohl doch nicht. Ein oder zwei Kilometer weiter ist eine kleine Siedlung mit einigen Häusern zu erkennen. Vielleicht ja auch im Winter bewohnt und so mache ich mich auf den Weg in diese Richtung und hoffe das uns dort jemand helfen kann. Denn eins ist klar, alleine kommen wir nicht aus dem Graben heraus. Schon als ich um die nächste Kurve gehe, kommt mir ein Allrad-Pickup entgegen. Ich halte den Fahrer an und schildere unsere Situation, er will uns helfen und versuchen herauszuziehen. Welch ein Glück, dass ging schneller als gedacht. Jedoch bin ich mir nicht so sicher, ob wir es mit seinem Auto schaffen aus dem Graben herauszukommen. Dies sage ich auch und er ist fast beleidigt. Als wir an der Unfallstelle ankommen und er die Lage checkt, kommt dann als erstes nur ‚Oh‘ und die Sicherheit, dass er uns rausziehen kann schwindet ein wenig. Wir wollen es trotzdem probieren, er sagt er hat nur wenige Kilometer die Straße herunter auch noch einen Traktor den er noch holen könnte. Vielleicht benötigen wir ihn ja. Oh je! Aber erst mal mit dem L200 versuchen. Nachdem Fabian den Volvo freigelegt hat, sodass er nicht mehr aufliegt, beginnt die Bergeaktion. Das Vorhaben glückt, der Pickup schafft es uns aus unserer Misere zu befreien. Wir bedanken uns und wollen ihm etwas für seine Mühe geben, er lehnt jedoch ab und meint das es selbstverständlich wäre. Aus meinem Horrorszenario, indem wir bis spät in den Abend hier abhängen ist gerade mal eine halbe Stunde geworden. Das war wieder einmal Glück im Unglück.



Den nächsten Tag lassen wir es entspannter angehen. Das Erlebnis des Tages ist auf jeden Fall der Einkauf im Tante-Emma-Laden, welcher 15 Minuten Autofahrt von unserer Unterkunft entfernt liegt. Da dies weit und breit der einzige Supermarkt ist, lassen sie sich ihr kleines Sortiment fürstlich bezahlen. Für 2 Paprika, ein Brot und eine kleine Tüte gemischte Süßigkeiten zahlen wir umgerechnet 9 Euro. Da lohnt sich ja schon die Fahrt von einer Stunde bis zum nächsten größeren Supermarkt. Am nächsten Tag wagen wir dann uns dann noch einmal an einen Ausflug. Zum Trangforsen soll es gehen. Auch hier hat sich bisher leider niemand auf den Weg hin gemacht. Aber egal, es sind ja nur 1,6 km. Da es die letzten Tage leicht über null war und Nachts wieder fleißig gefroren hat, ist der Schnee nicht mehr so schön leicht und pulvrig, sondern ein bisschen schwerer. Als wir am Trangforsen ankommen, merken wir die 1,5 Kilometer schon ganz gut. Ob es sich gelohnt hat? Na ja… Im Sommer ist es bestimmt ganz nett, man kann noch über eine Hängebrücke direkt über diese Stromschnelle gehen, allerdings ist jetzt alles eingefroren. 🙂
Also wieder zurück. Dankbarerweise geht es auf dem Rückweg nur bergauf. Da freut man sich doch schon. Das einzig Gute ist, dass wir in unseren Fußspuren gehen können. Auf dem Rückweg belohnen wir uns dann in einem kleinen Café in Klövsjö mit Semlor und Kaffee.
Nun heißt es wieder Abschied nehmen unsere Reise geht weiter Richtung Süden. Wir fahren an den Siljansee. Auf dem Weg nach Nusnäs, haben wir so viel Gegenverkehr wie noch nie vorher in Schweden. Die ganzen Familien sind auf dem Weg in den Norden zum Skifahren, denn in den ersten Bundesländern/ Bezirken, haben die Kinder Schulferien. Leider taut es an diesem Tag ziemlich stark und obwohl wir auf einer vielbefahrenen Straße unterwegs sind, ist es stellenweise sehr glatt. Bei manchen Straßenabschnitte haben sich richtige Spurrinnen gebildet und wenn man nicht exakt in dieser Spurrinne fährt, gerät das Auto sofort ins rutschen. Fabian sagt noch zu mir:“Ob die Schweden wohl nie in den Graben fahren?“, denn obwohl es sau glatt ist, haben wir bisher noch keinen Unfall gesehen. Das Erlebnis von vor 3 Tagen steckt uns immer noch in den Knochen. Doch kaum hat Fabian die Frage ausgesprochen, da dauert es keine 5 Minuten mehr und das erste Auto ist im Graben. Einen Kilometer weiter dann der nächste. Auch dort sind viele Helfer bereits vor Ort und helfen das Auto vom Schnee zu befreien. Die Hilfsbereitschaft ist wirklich groß. Sonst verläuft die Reise aber ruhig.
Der nächste Tag ist dann besser, es ist zwar ziemlich grau, aber anstatt als Regen kommt der Niederschlag heute in Form von Schnee runter. Wir fahren nördlich von Mora in ein kleines Dorf und laufen von hier aus auf den Hökberget. Immer der Banane nach, denn diese südländische Frucht, markiert unseren Weg. Oben auf dem Hökberget angekommen haben wir eine tolle Aussicht über das umliegende Tal. Es schneit auch fast den ganzen Tag und da wir ein bisschen höher sind, als am Siljan, bleibt auch einiges liegen. Der Rückweg führt uns über einen Teil der berühmte Vasaloppet, also dem Wasalauf. Der Wasalauf wurde ins Leben gerufen um an die historische Flucht des einstigen Königs der Schweden zu erinnern. Dieser ist auf Skiern vor dem dänischen König Christian II. geflüchtet. Heute ist der Lauf allerdings eine der größten Skilanglaufveranstaltungen weltweit. Die Strecke führt von Sälen bis nach Mora und auf 90 km kann Jeder sein Können beweisen. Da die Strecke ebenfalls als Wanderweg gekennzeichnet ist, laufen wir also hier. Unterwegs begegnen uns auch nicht so viele Langläufer, sodass es recht entspannt verläuft. Am nächsten Tag wollen wir noch einmal zur traditionellen Produktion der Dalapferde. Nur 2,5 km von unserer Unterkunft entfernt, ist dieser kleine Handwerksbetrieb angesiedelt, bei dem es die Dalapferde in allen Größen und vielen verschiedenen Farben zu kaufen gibt. Diese Pferdchen haben eine lange Tradition. Holzarbeiter, die in den Wäldern Schwedens gearbeitet haben, haben diese Holzpferde abends am Lagerfeuer geschnitzt und diese dann als Geschenk ihren Kindern wieder mitgebracht. Berühmt wurde das Dalapferd als es 1939 in der Weltausstellung von New York ausgestellt wurde und ist heute ein Symbol für die schwedische Kultur.
Nach erfolgreichem Kauf machen wir noch einen Abstecher nach Mora, viel los ist hier aber nicht.
Insgesamt lassen wir die letzte Woche nun ruhiger angehen. Wir fahren noch einmal zu einem Naturreservat mit dem schönen Namen Springkällan. Hier haben im 19. Jahrhundert die Menschen versucht an dieser Stelle nach Öl zu bohren. Dabei sind sie jedoch auf eine Wasserader gestoßen, die seit dem wie ein Springbrunnen aus dem Erdreich schießt. Da die Temperaturen in diesen Gefilden nun jedoch sehr eisig sind, bilden sich „Eisskulpturen“ rund um die Fontäne. Das sieht wirklich ganz schick aus. Wir drehen noch eine Runde im Naturreservat und kehren noch einmal zur Wasserquelle zurück, denn hier gibt es ein Häuschen mit Feuerstelle und Feuerholz. Fabian ist im wahrsten Sinne des Wortes Feuer und Flamme und schon werden die Kardemummaknuts auf dem Feuer erwärmt. Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher bei Nittsjö Ceramics, um vielleicht ein Mitbringsel zu erstehen, jedoch sind die Sachen vor Ort ziemlich teuer und dazu noch recht altbacken. Dann lieber nicht. Der nächste Tag verläuft unspektakulär mit kleinerem Spaziergang, Kaffee trinken und Co. Wir haben noch überlegt zu einem Wasserfall zu fahren, allerdings wäre das mit insgesamt 5 Stunden Fahrtzeit verbunden. Da uns noch die lange Rückreise bevorsteht entscheiden wir uns dagegen. Am letzten richtigen Tag in Schweden, fahren wir dann tatsächlich noch einmal nach Springkällan, irgendwie fehlen uns die Ideen und man konnte so schön Feuer machen. 🙂



Dann müssen wir uns leider schweren Herzens verabschieden und auf den Rückweg machen. Richtig Lust nach Hause zu fahren, haben wir beide nicht. Aber es hilft ja alles nichts. Wir übernachten auf dem Rückweg noch einmal kurz vor Malmö und ich bin froh, dass wir uns dafür entschieden haben in Schweden zu bleiben. Das Wochenende an dem wir zurück gekommen sind, war das Sturmwochenende in Deutschland. Wir hatten darüber nachgedacht von Åre aus nach Norwegen rüber zu fahren und dann in 2 Wochen die Fähre von Bergen nach Hirtshals zu nehmen. 16 Stunden Überfahrt bei Sturm wären bestimmt spannend gewesen, aber auch eine Erfahrung auf die man wahrscheinlich verzichten kann.

Jetzt sind wir wieder im Alltag angekommen und was soll ich sagen, die Freizeit ist ganz schön knapp bemessen. Wir haben insgesamt 9 Länder bereist (durch 3 sind wir nur durchgefahren, die zähle ich mal nicht dazu) und haben einiges an Erfahrungen mitgenommen. Würden wir es wieder machen? Definitiv! Die Zeit ist so schnell vergangen und es gibt auf unserem wunderbaren Planeten noch so viel zu entdecken. Wir sind sehr dankbar für die Zeit die wir verbringen durften, die Menschen die wir kennengelernt haben und die vielen Dinge die wir erlebt haben. Wir hoffen Euch hat der kleine Einblick in die Reise gefallen.
In diesem Sinne: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei 🙂
Bis bald! Dann wieder Live und in Farbe.