Nachdem wir den Campingplatz in Maviken genossen haben, geht es weiter Richtung Skuleskogen Nationalpark. Dies soll eins der Highlights an der Höga Kusten sein. Eine Wanderung führt uns zur Slattsdalskrevan, eine etwa 200 Meter tiefe Schlucht die aussieht, als wäre sie senkrecht in den Berg gehauen worden. Hier kommt man sich schon recht klein vor. Auf dem Rückweg geht es an der Küste entlang. Der nächste Tag beginnt mit der allmorgendlichen Routine: Kaffee kochen, Frühstücken, Dachzelt zusammenpacken, Zähne putzen und weiter geht die Reise.
Am Fuß des Skuleberget, machen wir das erste mal Halt. Hier gibt es ein Naturum, also eine Touriinfo inkl. Ausstellung rund um das Thema Höga Kusten. Es wird erklärt, wie die Landschaft in der Eiszeit entstanden ist. Neben dem reichlichen Informationsangebot, hat man ebenfalls die Möglichkeit einen (oder mehrere) Klettersteig(e) zu machen. Ein kurzer Blick auf die Preistafel verrät, dass das benutzen des Klettersteigs mit eigener Ausrüstung (!!!) 300 SEK kostet, also umgerechnet 30 Euro, und das auch nur für die einmalige Benutzung Einer von drei Routen. Nur mal zum Vergleich, in den Alpen ist so gut wie jeder Klettersteig umsonst. Dann lieber doch nicht. Fabian entdeckt auf auf dem Parkplatz noch einen alten Lincoln Town Car mit plattem Reifen und einen schiefgeknöpften Hawaiihemdträger um die 70, der verzweifelt versucht mit einem Reifendichtmittel seinen Reifen wieder in einen fahrbaren Zustand zu versetzen. Da wir einen Kompressor an Board haben, helfen wir kurz aus. Das ältere Ehepaar ist sehr Dankbar und erleichtert und erzählt uns das dies der einzige Lincoln dieser Art in Schweden ist und das er zu Hause noch eine Corvette C4 in der Garage stehen hat. Warum eigentlich nicht?! Hier in Schweden sieht man wirklich viele viele schöne alte Ami-Muscle-Cars 🙂 Nach Fabians guter Tat, machen wir uns weiter auf den Weg Richtung Örnsköldsvik. Dies ist nicht wirklich spannend oder schön, aber für alle die noch Outdoorkleidung benötigen, befindet sich hier ein Naturkompaniet/Globetrotter/Fjällräven-Outlet.
Und so geht unsere Reise weiter Richtung Westen. Das nächste Ziel heißt Vildmarksvägen. Angeblich Schwedens schönste Straße. Wir sind gespannt, ob sich dies bewahrheiten wird.
Vorher machen wir aber noch einen kurzen Stopp in Nämforsen. Hier bestaunen wir Felsritzunen am Rande eines Flusses. Das am häufigsten in den Stein gemeißelte Bild, ist der Elch. Diesen findet man wirklich häufig. Im Ort gibt es noch ein informatives Museum mit Café in welches wir, nach der Besichtigung der Felsen, flüchten. Denn nach 3 Wochen sommerlichen Temperaturen und Sonne satt, haben wir heute das erste Mal tagsüber Regen. Also kurz einen Kaffee und dann geht es mit dem Auto Richtung Strömsund, dort beginnt der Vildmarksvägen.
Unser erster Tag auf dem Vildmarksvägen beginnt ganz gut. Kaum sind wir ein paar Kilometer darauf gefahren, trottet uns auf der Straße ein Rentier- oder Elchkalb entgegen. Wir sind uns nicht ganz sicher. Leider sind die Fotos, aufgrund der laufenden Fahrt, nicht so gut geworden.
Wir entschließen uns weiter auf dem Weg, der bisher eigentlich genauso ist, wie der Rest von Schweden, nämlich ziemlich bewaldet vielleicht ein bisschen hügeliger, eine Wanderung auf den Kalberget zu machen. Es geht durch den Wald immer weiter hoch und irgendwann sind wir dann oben und haben eine fantastische Aussicht auf das umliegende Land. Neben uns ist nur noch eine Familie auf dem Weg, die wir erst am Gipfel treffen, eine typische Wanderung in Schweden. 🙂

Nachdem wir die Aussicht genossen und wieder beim Auto sind, fahren wir weiter Richtung Hällingsafallet. Ein wirklich imposanter Wasserfall, der sich über 40 Meter in die Tiefe stürzt. Leider ist die Aussichtsplattform mit der besten Sicht auf den Wassefall gesperrt, Absturzgefahr. Mist!
Anschließend suchen wir uns wieder einen Schlafplatz und flüchten noch einmal vor den vielen Mücken. Dies ist leider wieder schlimmer geworden. Nachdem wir die letzten Tage Ruhe vor den Mistviechern hatten, werden wir in den nächsten Tagen wieder ordentlich gequält.
Der nächste Tag beginnt wie der letzte aufgehört hat, mit einem Wasserfall. Der Brakkafallet ist wunderschön und im Gegensatz zum Hällingsafallet, kann man so dicht an den Wasserfall wie man sich traut.

Weiter geht es nach Ankarede, ein altes samisches Dorf mit Minimuseum und Sommercafé. Weil es so schön ist, machen wir Fika: trinken Kaffee und essen eine Waffel, als Stärkung für unsere bevorstehende Wanderung. Wir wollen zum Bjurälven. Ein Fluss der zum Teil unterirdisch verläuft. Jedoch kommt es anders als wir uns das gedacht haben. Ziemlich zum Anfang unserer Wanderung fängt es an zu Regnen, erst mal kein Problem, Regenjacken haben wir dabei. Jedoch ruft dies Hunderte von Mücken auf den Plan. Wir haben uns zwar mit Mückenspray eingesprüht, dass scheint die Biester aber nicht zu interessieren. So brechen wir die Wanderung etwa nach der Hälfte ab, da Fabian nach einer Stunde etwa 40 Mückenstiche an beiden Beinen hat. Ich hatte zum Glück eine lange Hosen an. Die Fahrt geht weiter über das Stekenjokkplateau, hier hat man eine fantastische Aussicht auf die schneebedeckten Berge und man fühlt sich wie in den Alpen. Herrlich. Unser nächster Schlafplatz ist zumindest rein optisch einer der schönsten auf unserer bisherigen Reise. Wir stehen etwas erhöht an einem Kiesstrand von einem See. Leider müssen wir uns den Platz mit unzähligen Mücken teilen. Einige davon haben es auch in unser Zelt geschafft und so wird es eine eher unerholsame Nacht.
So beenden wir die Tour auf der schönsten Straße Schwedens. Abschließend können wir über den Vildmarksvägen sagen, dass die Straße an sich, nicht unbedingt ein Highlight war. Es war eine gut ausgebaute Straße, auf der jede Menge Wohnmobil- und Wohnwagenfahrer problemlos durch die Berge fahren können. Trotzdem gibt es hier viel zu entdecken.
Unser Plan für die nächsten Tage war, durch Schweden komplett in den Norden zu fahren um dann nach Norwegen über zu setzen und vom Nordkapp aus in den Süden zu fahren. Aber Pläne sind ja bekanntlich da, um über den Haufen geworfen zu werden. Da das Gebiet Norrbotten von der norwegischen Regierung als ‚Rot‘ eingestuft wird, ist eine Einreise nicht ohne weiteres möglich. Deswegen beschließen wir schon jetzt Richtung norwegische Grenze zu fahren. In Hemavan, einem schwedischen Skiort, machen wir Halt und wandern noch ein bisschen auf dem Kungs- und Drottningleden. Abends auf dem Campingplatz lernen wir ein norwegisch-schwedisches Päärchen kennen und schauen zusammen das Finale der EM. Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass dies eher nebensächlich ist, sondern mehr der norwegisch-schwedisch-deutsche Austausch im Vordergrund steht. Und wie wir uns so die Welt erklären und irgendwann auf die Uhr schauen, ist es tatsächlich schon 00:30 Uhr, gefühlt aber eher 20:00 Uhr. Es wird halt nie wirklich dunkel.

Als wir dann die norwegische Grenze problemlos passsieren, machen wir erst einen kurzen Stopp in Mo I Rana und füllen Vorräte und Diesel wieder auf. Letzteres ist deutlich günstiger als in Schweden. Wir wollen an die Küste, um den Kystriksveien zu fahren und anschließend in Bodo mit der Fähre auf die Lofoten überzusetzen. Also dann mal los. Laut Reiseführer ist der Kystriksveien eine der schönsten 101 Straßen der Welt. Schon der erste Rastplatz verspricht viel. Berge die direkt aus dem Meer schießen und dazu ein etwas stürmisches Fjord. Norwegen ist einfach traumhaft.
Der nächste Tag beginnt ebenfalls gut. Wir besichtigen erst einmal das Gronsvik Kystfort. Eine Festung die im 2. Weltkrieg von den Deutschen errichtet wurde. Man kann durch die alten Bunker gehen und die Aussicht auf das Fjord genießen. Ein bisschen mulmig ist es einem aber schon, wenn man bedenkt wofür diese Festung errichtet wurde.
Später entdecken wir unterwegs noch eine Grotte die man gut zu Fuß erkunden kann und überqueren mit der Fähre den Polarkreis. Unseren nächsten Schlafplatz finden Schlafplatz in der Nähe vom Svartisen Gletscher. Norwegens zweitgrößter Gletscher. Die Natur ist hier schon gewaltig.

Der nächste Tage beginnt ziemlich ungemütlich mit Regen. Ein kurzer Blick in den Wetterbericht verrät, dass es die nächsten Tage (um nicht zu sagen Wochen), nicht mehr aufhören soll zu Regnen. Dazu noch Wind und starke Böen. Na herzlichen Dank auch!
Wir fahren dann erst mal nach Bodo, allerdings nicht zum Fähranleger sondern ins Luftfartsmuseum und schauen uns hier ein wenig um und trocken ist es auch.
Schon bald fällt die Entscheidung nicht auf die Lofoten zu fahren, sondern erst einmal weiter Richtung Norden zu fahren und zu hoffen, dass in ein paar Tagen/Wochen das Wetter besser ist. Außerdem wurde uns von einem ziemlich kommunikativen Kölner empfohlen, erst ab August auf die Lofoten zu fahren, da diese im Juli von den Einheimischen geflutet werden und bei schlechtem Wetter eh keinen Spaß machen. Somit ist die Entscheidung gefallen, wir fahren erst einmal Richtung Tromsö bzw. gegebenenfalls zum Nordkapp und dann später auf die Lofoten. Bis nach Tromsö sind es allerdings noch gut 500 km, also mindestens 8 Stunden Autofahrt (über die norwegische „Autobahn“ wohlgemerkt). Da das Wetter mehr als zu wünschen übrig lässt, fahren wir einfach.

Aber dann, wir können es kaum Glauben, nach 3 Tagen in denen wir eine maximale Temperatur von 10 Grad, gefühltem Dauerregen und das auch noch von oben, vorne, hinten und der Seite (nur von unten blieb uns der Regen erspart) lässt sich zum ersten Mal die Sonne blicken. Natürlich trauen wir dem ganzen nicht richtig, schließlich sind wir in Norwegen und den Bergen, aber wir verbringen einen schönen Tag und halten hier und dort. Die Stimmung hebt sich so langsam.
Nichtsdestotrotz wir haben ein Airbnb in Tromsö gebucht und wollen heute noch in Tromsö ankommen. Nach dem Frühstück und Co. Halten wir an einem kleinen Rastplatz mit Infotafel, vielleicht gibt es ja noch etwas zu entdecken… Doch dann der Schock, als Fabian den Motor anlässt kommt ein komisches quietschen aus dem Motorraum. Sicher ist sicher, die Motorhaube wird geöffnet und leider ist die Antriebsrolle von der Lichtmaschine nicht mehr ganz so intakt, wie sie es hätte sein sollen. Bis Tromsö sind es noch 1,5 h Fahrt, was tun?
So machen wir uns auf den Weg und hoffen, dass die Antriebsrolle noch die 1,5 H durchhält. Unser Pech mit dem Auto in Norwegen scheint sich fortzusetzen. Vor 4 Jahren ist der Bolzen, der die Spannrolle des Keilriemens antreibt, im Motorblock abgebrochen und hat uns 4 Tage unfreiwilligen Aufenthalt auf einem Campingplatz beschert. Nun hoffen wir, dass wir mit dem Auto noch bis nach Tromsö kommen. 20 km vor Tromsö, gibt es einen Knall und die Antriebsrolle verabschiedet sich. Wohin, wissen wir nicht genau, sie ist jedenfalls weg. Jetzt heißt es dann wohl abschleppen lassen. Der Anruf beim deutschen Versicherer ist nicht besonders erfolgreich: „Bitte haben Sie Geduld, alle unsere Mitarbeiter sind im Gespräch!“ Nach erneuter Inspektion des Motorraumes stellen wir fest, dass wir Glück im Unglück haben. Der Keilriemen ist nicht ganz abgesprungen und dreht die Lichtmaschine auf der Welle noch leicht mit. Fabian trifft den mutigen Entschluss die Lichtmaschine abzuklemmen damit diese leichter dreht und wir fahren weiter und hoffen, dass die Batterie durchhält. 25 Minuten später sind wir ziemlich erleichtert in Tromsö angekommen und parken unser Auto. Wir beziehen unsere Wohnung und haben heute in der früh eine neue Lichtmaschine bestellt. Morgen soll sie bereits geliefert werden. Hoffentlich passt alles!
Jetzt erkunden wir aber erst mal Tromsö und gönnen uns für läppische 260 NOK (26 Euro) jeder ein Bier vom Fass in den Olhallen. Also dann Prost!
