25.12.2021-07.01.2022

Der erste Weihnachtsfeiertag beginnt für uns ruhig mit einem ausgiebigen Frühstück. Wir wollen heute noch ein bisschen die Gegend erkunden und einen Spaziergang machen. Julius macht den Vorschlag die Schlucht, die quasi neben unserem Dorf herläuft, zu durchwandern. Also machen wir uns auf den Weg. Ich glaube, wir dachten alle, dass wir innerhalb von maximal 1,5 h wieder zurück an unserem Haus sind. Aber die Schlucht schien nicht enden zu wollen und die felsigen Abschnitte erschweren ein zügiges vorankommen. So langsam sind wir alle ziemlich durstig und da wir ja dachten nur einen kurzen Spaziergang zu machen, hat niemand von uns an Proviant gedacht. Google Maps verrät uns aber, dass es sich nicht lohnen würde umzudrehen, also weiter. Fabian hat zwischendurch die Idee, den Steilhang hinaufzuklettern, da dieser jedoch echt dicht bewachsen ist, verwerfen wir das schnell wieder. Kurz vor dem Ende, sind wir uns nicht sicher, ob der Weg nun nicht doch hier den Hang hoch geht. Also versuchen wir unser Glück, die Straße ist nicht mehr weit entfernt. So kämpfen Fabian, Hanna und ich uns durch das Dornengestrüpp und klettern die letzten Meter Hang hoch. Julius erkundet noch einmal die Schlucht und schaut, ob es nicht vielleicht doch einen anderen Weg gibt. Den gibt es auch tatsächlich, aber wir anderen sind inzwischen so weit oben, dass wir keine Lust mehr haben, den Weg wieder herunterzuklettern. So kommen wir dann irgendwann ziemlich zerkratzt und ich mit einer löchrigen Strumpfhose auf der Straße an. Nach 2,5 bis 3 Stunden sind wir dann auch wieder an unserem Heim auf Zeit angekommen und füllen erst einmal wieder den Flüssigkeitshaushalt auf. Kurz bevor es losgegangen ist, hab ich noch Hanna gefragt, ob sie der Meinung wäre, dass ich mir eine Wanderhose anziehen solle, woraufhin sie geantwortet hat:“Nö, wir gehen ja nicht durch irgendein Gestrüpp.“. Dumm gelaufen 🙂

Der 2. Weihnachtsfeiertag ist dann deutlich entspannter. Wir wollen noch auf einen kurzen Spaziergang losgehen, jedoch fängt es nach den ersten 500 Metern so an zu regnen, dass wir abbrechen müssen. Am 27.12. verlassen wir unser Haus und es geht wieder weiter. Leider ist für diesen Tag kein gutes Wetter angesagt, es soll regnen und sogar Starkregen geben. Nichtsdestotrotz fahren wir in die Berge zur Schlucht Ridomo. Der Weg dort hin ist auf jeden Fall wieder abenteuerlich. Wir müssen durch kleine Bergdörfchen fahren und hier, so scheint es, sind die Häuser nicht an die Straßen angepasst, sondern die Straßen an die Häuser. Teilweise ziemlich eng. Dazu haben die Griechen noch ein Talent dazu, so zu parken, dass man mit einem PKW gerade so vorbei passt. Für den kleinen Magirus ist dies doch schon eine Herausforderung. In einem Bergdorf müssen wir eine Engstelle passieren, die selbst für den Patrol ziemlich schmal ist, mit viel Geschick und gutem Augenmaß lotsen wir den Magirus jedoch auch hier durch. Kurz vor unserem Ziel ist noch das Gestrüpp von einem umgefallenen Baum im Weg, dann muss halt noch einmal die Kettensäge her. Schon ist der Weg wieder frei.

Die schmale Stelle im griechischen Dorf. Mit eingeklappten Spiegeln klappt es 🙂

Am Stellplatz angekommen, wollen wir in die Schlucht hinabsteigen. Die Durchschreitung dauert insgesamt in etwa 3 Stunden. Das Wetter ist relativ stabil, zwar ziemlich wolkenverhangen aber trocken. Trotzdem ist Fabian und mir die Wetterlage etwas zu unsicher und wir kehren bald wieder zurück. Julius und Hanna sind mutiger. Bis sie wieder da sind, bleibt es auch stabil und regnet nicht. Gegen Abend fängt es dann aber an zu regnen und es schüttet heftig, zum Glück können wir uns in den Magirus zurück ziehen.

Der nächste Tag beginnt wie der andere aufgehört hat, mit Regen. Wir schaffen es noch in einer kurzen Regenpause das Dachzelt zusammenzuklappen und als wir uns wieder auf machen Richtung Meer, kübelt es wie aus Eimern. Bei Kalamata füllen wir noch einmal unsere Vorräte auf und danach machen wir uns auf den Weg zu den Polylimnio Wasserfällen. Dort angekommen, schlüpfen wir noch schnell in Regenjacke und -hose und machen uns auf den Weg. Bergab erwartet uns ein türkisblauer Fluss, der über viele kleine und große Wasserfälle, seinen Weg hinab Richtung Meer sucht. Ein wunderschöner Ort, im Sommer wahrscheinlich ziemlich überlaufen, aber heute haben wir den Wasserfall für uns. Als wir an einem großen Pool angekommen sind, beschließen wir morgen wiederzukommen und eine Runde baden zu gehen. Jetzt ist es leider schon ein bisschen spät, es wird bald dunkel und der Regen ist zwar weniger geworden, aber immer noch da. Morgen soll es vormittags trocken sein.

Gesagt, getan. Wir werden am nächsten Morgen von Sonnenschein begrüßt, packen unsere Sachen und machen uns auf den Weg. Dort angekommen schlüpfen wir schnell in unsere Badesachen und los gehts. Ich bin froh, mir den Neoprenanzug gekauft zu haben, auch wenn ich erst ohne Neo schwimmen wollte, bin ich froh ihn jetzt angezogen zu haben. Das Wasser ist ziemlich kalt, zum Glück nicht ganz so kalt wie bei dem Lepida Wasserfall, man kann seine Hände unter Wasser halten, ohne das es weh tut, aber angenehme Badetemperaturen sind es trotzdem nicht. 🙂 Trotzdem planschen wir was das Zeug hält. Da wir an diesem Tag keine weiteren Pläne haben, machen wir uns nach dem ausgiebigen Bad zu Fuß auf den Weg zu einem anderen Parkplatz der weiter Flussaufwärts liegt. Von hier kann man noch einen anderen Wasserfall erkunden. Auf dem Weg muss man noch einige Kletterskills einsetzen, da im Winter der Wasserstand doch ein wenig höher ist und der Weg direkt am Wasser entlang läuft. Hier ist es auch schön, aber nicht ganz so spektakulär wie flussabwärts. Auf dem Rückweg beschließen wir noch einmal den Standplatz zu wechseln. Der andere Parkplatz ist doch ein wenig schöner gelegen. Außerdem gibt es direkt daneben einen ebenfalls ziemlich schicken Pool, an dem auch eine Schaukel angebracht ist. Wir verbringen hier noch eine weitere Nacht und machen uns dann wieder auf den Weg Richtung Küste.

Badeplatz Nummer 1
Badeplatz Nummer 2 inkl. Schaukel

An einem riesigen Strand wollen wir Silvester verbringen. Dies scheint ‚der‘ Überwinterungsspot in Griechenland zu sein, denn hier stehen so viele Camper, dass einem ganz schwindelig wird. Neben uns stehen sehr viele Expeditionsmobile (kurz Exmo), also Allrad-LKWs mit einer Wohnkabine auf der Ladefläche, die aber noch nicht besonders gebraucht aussehen. Wir erfahren, dass einige von den Exmo-Besitzern schon seit 4 Wochen hier sind. Okay, dann liegt der Fokus wohl nicht auf dem Reisen sondern auf Überwintern, ob man dazu jetzt einen Allrad-LKW für 350 kEUR braucht, ist so die Frage. Aber wie heißt es so schön: Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Insgesamt wirkt die Gruppe auch nicht besonders offen gegenüber Neulingen und man kommt nicht ins Gespräch.

Also verbringen wir den Silvesterabend am Lagerfeuer und genießen das sehr kurze Feuerwerk aus dem nahegelegenen Kyparissia.

Ganz gut was los hier…
Dafür gab es einen traumhaften Sonnenuntergang

Am nächsten Tag erkunden wir die Gegend und gehen noch eine Runde spazieren. Weiter nördlich am Strand stehen deutlich mehr Camper, als an dem Platz wo wir aktuell stehen, nichtsdestotrotz wirkt die Atmosphäre hier ein wenig offener und freundlicher. Es sind viele Familien mit Kindern hier und auch die Stellplätze an sich, sind viel schöner als am südlicheren Strand. Also ziehen wir noch einmal hierhin um. Wir genießen das gute Wetter und den Strand, denn die Sonne scheint wieder ununterbrochen und mit langer Hose und T-Shirt ist es schon fast ein wenig zu warm. Da wir aber nicht nur uns der Gemütlichkeit hingeben wollen, fahren wir noch zur Kaiafas Thermalquelle. Fabian und ich wollten schon die ganze Zeit in einer Thermalquelle in Griechenland baden, denn davon gibt es hier viele, aber wir haben es nie geschafft. Heute bietet sich dann endlich die Gelegenheit. Schon ein paar Kilometer vorher werden wir von dem schwefeligen Geruch begrüßt, nicht gerade einladend. Die Thermalquellen sind an einem See, indem Wasserschildkröten leben, diese wollen wir natürlich nicht verpassen. Wir haben Glück und sehen sie scharenweise. Dies könnte aber auch daran liegen, dass neben uns eine griechische Familie die kleinen Wasserbewohner mit Brot füttert. Nun wollen wir aber Baden. Die Thermalquelle ist als ein richtiges Bad angelegt, mit einem Gebäude einem natürlichen Pool und einem Schwimmbecken. Das Bad ist eingezäunt und hat geschlossen. Aber wenn man ein paar Minuten die Szenerie beobachten, dann wird schnell klar was zu tun ist. Baden auf griechisch, quasi. Es kommen immer mal wieder ein paar Autos, die Leute parken direkt vor dem Zaun, holen ihre Badesachen und klettern damit schnell über das Tor. An der Stelle wo der Draht entfernt wurde, ist der Lack vom Tor schon richtig abgeblättert. Also tun wir es den Griechen gleich, Badesachen an und ab übers Tor. Das Wasser ist angenehm warm und wenn man erst mal darin schwimmt, stinkt es auch gar nicht mehr so stark nach Schwefel. Später trifft Julius noch einen Griechen und unterhält sich kurz mit diesem über das Bad. So erfahren wir, dass das Bad früher von einem Privatmann betrieben wurde und auch sehr beliebt war. Dann hat es der griechische Staat übernommen, das Hauptgebäude wurde saniert und nach kurzer Öffnung wurde das Bad wieder geschlossen. Das gab Proteste in der Bevölkerung und der Staat hat das Bad wieder eröffnet. Dann kam Corona und seit dem ist es zu. Auf die Frage hin, ob die Polizei oder die Behörden denn manchmal kommen würden oder es Probleme gäbe, wenn man hier einfach über den Zaun klettert, schaute der Grieche nur ganz verstört und antwortete:“Warum soll denn die Polizei kommen, wenn die Menschen hier baden?“ Da sieht man mal wieder, wie schön es doch ist, andere Kulturen und Mentalitäten kennenzulernen.

Am 03. Januar beginnt für Fabian und mich der letzte (mehr oder weniger) Tag in Griechenland. Am Dienstag haben wir die Fähre von Patras nach Ancona gebucht. Da wollen wir noch einmal ein bisschen etwas erleben. Zuerst fahren wir zur Schlucht Stalactites, eine kleine Minischlucht nicht weit von unserem Strand entfernt. Wir parken unsere Autos und dann geht es auch schon los. Bevor wir ankommen, müssen wir schon den ersten Fluss queren. Also Schuhe aus und Hose hochkrempeln. Schuhe wieder an und weiter geht es. Keine 500 Meter weiter beginnt auch schon die Schlucht, auch hier fließt wieder ein kleines Bächlein, dass jedoch schnell tiefer wird. Da die beiden Herren kurze Hosen tragen, erkunden sie erst mal die Schlucht weiter. Nach 5 Minuten kommen sie aber wieder zurück, sagen, dass sie bis zum Ende waren und die Stelle direkt am Anfang die tiefste Stelle ist. Da Hanna und ich aber nicht so scharf darauf sind, unsere Hosen nass zu machen, gehen wir zurück. Eigentlich wollen wir auch zu den Neda-Wasserfällen und hierfür müssen wir noch ca. eine Stunde durch die Berge fahren. Es geht eine ziemlich, ziemlich steile Straße hinunter, die auf den letzten Metern zudem noch ziemlich ausgewaschen ist. Den Magirus lassen wir lieber weiter oben stehen. Die Jungs packen sich noch ihr Badezeug ein und dann geht es ab zum Wasserfall. Ein schmaler Pfad führt über Stock und Stein, mal hoch mal runter, bis man schließlich erst zum Kleinen und dann zum großen Wasserfall kommt. Es werden noch schnell die Neos übergezogen und dann beginnt der Badespaß. Hanna und ich schauen nur zu. Wieder zurück richten wir uns neben dem Magirus häuslich ein und verbringen unseren letzten gemeinsamen Abend in Griechenland.

Schlucht Stalactites
Der Fluss Neda
Der große Wasserfall Neda – Achtung!! Dies ist ein Suchbild, wer findet alle 3 Personen?

Da unsere Fähre erst um Mitternacht, also von Dienstag auf Mittwoch, geht, haben wir noch ein paar gemeinsame Stunden. Wir gehen noch einmal gemeinsam runter zum Wasserfall und weiter zu einer Kapelle, die noch weiter den Weg entlang in der Schlucht liegt. Diese ist allerdings etwas verfallen und der Weg endet dann auch hier. Wieder zurück am Standplatz machen wir uns ein spätes Mittagessen und bekommen noch Besuch von einem Hirten. Der ältere Herr erzählt uns in gutem Englisch, dass er 78 Jahre alt ist und vor 50 Jahren in Australien gelebt hat, aber seine Heimat vermisst hat und deswegen nach Griechenland zurück ist. Er findet es gut, dass wir hier Urlaub machen und freut sich glaube ich über etwas Abwechslung.

Die Kapelle, von innen auch ziemlich muffig, wirkt bautechnisch nicht gerade vertrauenserweckend

Anschließend heißt es von Julius und Hanna, Abschied nehmen und wir machen uns auf nach Patras. Wir haben bereits eine SMS bekommen, dass die Fähre voraussichtlich nicht wie geplant um 23:59 Uhr ablegen wird, sondern um 03:30 Uhr. Wir haben uns überlegt, dass wir früher da sind, uns dann in den Hafen stellen und dort das Dachzelt aufklappen, um noch ein paar Stunden zu schlafen. Als wir gegen 21 Uhr am Hafen ankommen und unsere Tickets abholen, sagt die Dame am Check-In, dass wir voraussichtlich um 23 Uhr in den Hafen können. Tatsächlich fahren allerdings die ersten LKWs um Mitternacht in den Hafen. Jeder wird gefilzt, auch wir müssen alle Türen und das Dachzelt öffnen. Hier merkt man noch einmal deutlich die Auswirkungen der Füchtlingskrise, die bei uns in Deutschland, so kommt es mir vor, schon fast vergessen ist. Als wir dann im Hafen stehen, können wir auch schon von weitem das Schiff sehen, also wird es nichts mit dem Schlafen. Auch im Hafen wird noch einmal unter jeden LKW geschaut, wir kommen beim Verladen aber so aufs Schiff. Um 3 Uhr sind wir dann auch im Bettchen in unserer Kabine. Allerdings wird es für mich eine eher schlaflose Nacht. Hanna und Julius haben Ende November diese Fähre von Ancona nach Patras genommen und hatten eine weniger ruhige Überfahrt. 6 Stunden Sturm im Ionischen Meer inkl. starkem Seegang. Unsere Überfahrt verläuft glücklicherweise sehr ruhig. Allerdings kommen wir nicht wie geplant um 03:30 Uhr am Donnerstag in Ancona an, sondern erst um 7 Uhr. Aus den Kabinen werden wir aber schon um 5 Uhr geschmissen. In Ancona ist es ziemlich kalt, im Vergleich zu Griechenland auch nach den ersten Kilometern Autobahn wirkt das Wetter mit starkem Wind und Regen nicht gerade einladend. Aufgrund der aktuellen Corona-Bestimmungen in Italien, haben wir uns dazu entschlossen Italien, sowie die Schweiz, nur im Transit zu ‚bereisen‘. Anderenfalls müssten wir mehrere Tage in Quarantäne. So viel Zeit haben wir aber nicht. Italien ist relativ entspannt was die Transitbedingungen angeht, wir haben 36 Stunden Zeit. Jedoch haben wir inzwischen nicht mehr ganz so viel Lust auf das Dachzelt und ein richtiges Bett und ein Badezimmer, sind doch ein verlockender Luxus, den wir gerne für uns beanspruchen möchten. Wir fahren noch bis Karlsruhe und machen einen Stopp bei Fabians Schwester Annika. Freitag sind wir dann wieder zu Hause.

Abfahrt um 3 Uhr nachts
Sonnenuntergang auf See
Wieder in heimatlichen Gefilden. Oder wie Fabian es ausdrückt: „Irgendwie ist hier alles so grau!“

Vielleicht mag sich der ein oder andere von Euch fragen, warum wir schon wieder zu Hause sind. Die meisten von Euch wissen ja, dass wir im März erst wieder arbeiten müssen. Aber für die letzten Wochen wollen wir noch einmal etwas anderes machen. Vielleicht habt ihr ja eine Idee, wo es als nächstes hingeht? Ich bin gespannt auf eure Ideen. 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert