23.09.-11.10.

Der nächste Morgen bedeutet wieder Abschied nehmen, vom festen Heim und auf geht die wilde Fahrt. Wir verlassen Zakopane und auch Polen und fahren in die Slowakei. Der Grenzübergang erfolgt problemlos, da der Grenzposten nicht besetzt ist. Und so machen wir noch Halt in einem kleinen Bergdörfchen und drehen eine Runde, bei schönstem Sonnenschein, durch die hohe Tatra. Auch wenn die Wanderung nicht besonders spektakulär ist, werden wir am höchsten Punkt mit einer wunderbaren Aussicht auf schneebedeckte Gipfel belohnt. Herrlich! Da dies aber nur eine sehr spontane und nicht besonders lange Wanderung war, fahren wir noch zu unserem eigentlichen Ausflugsziel an diesem Tag. Der Zipser Burg. Burgen und Schlösser gibt es in Osteuropa wirklich viele. Diese ist leider ziemlich verfallen, wird aber gerade, dank Fördermittel der EU, mal eben für 4,5 Mio. Euro saniert. Die Anlage ist riesig! Die Außenmauern der Burg umfassen eine Fläche von mehr als 4 Hektar und sie zählt somit zu den größten Burganlagen in Mitteleuropa. Wirklich imposant was damals errichtet wurde.

Man kann sagen. Dass wir einen richtig guten Start in der Slowakei hatten. Die Stellplatzsuche steht mal wieder an und irgendwo im nirgendwo, auf Weideland am Waldrand, werden wir fündig. Mit der Dunkelheit fängt das Rotwild an fleißig zu brunften und das in einer ziemlichen Lautstärke. Man hat das Gefühl, es unterhalten sich mehrere Hirsche über die Hügel hinweg. Dazu kommt noch ziemlich starker Wind, der das Zelt erzittern lässt. Ich glaube ich habe kaum ein Auge zugedrückt in dieser Nacht. Der nächste Morgen beginnt dann erst mal mit Frühstück und Kaffee. Während wir so an unserem Tisch sitzen, werden die Kuhglocken um uns herum immer lauter. Ich fürchte schon, um unser Butterbrot, da die Kühe doch recht neugierig scheinen, aber sie ziehen weiter, Glück gehabt. Für diesen Tag planen wir eine Wanderung und am späten Nachmittag wollen wir uns noch mit einem ehemaligen Arbeitskollegen von Fabian treffen, der auf Dienstreise in der Slowakei ist. Über eine App habe ich eine Wanderung in der Nähe gefunden. Wir machen uns auf den Weg ins ‚slowakische Paradies‘. Hier habe ich mal einen echten Glückstreffer gelandet. Normalerweise sind die meisten Wanderungen, die auf der App vorgeschlagen werden eher mittelprächtig, aber diese verzaubert uns ganz und gar. Wenn man von außen auf das slowakische Paradies guckt, könnte man meinen, man stünde vorm Teutoburgerwald oder dem Wiehengebirge, aber kaum den ersten Kilometer drin wendet sich das Blatt. Wir wandern an einem Flußlauf entlang. Auf der einen Seite geht es in den Wald steil bergauf und auf der anderen Flußseite ragen Felsen senkrecht in die Höhe. Der Weg ist immer wieder zwischendurch mit Eisen befestigt und man wechselt das Ufer häufiger per Hängebrücke. Anschließend geht es in eine Schlucht oder Klamm. Immer dem Bächlein hinterher und so klettern wir über, nicht besonders stabil aussehende Stahlleitern bergauf. Wirklich traumhaft. Anschließend treffen wir Klemens und fahren auf einen Campingplatz in der Nähe. Den Abend beschließen wir mit Lagerfeuer und Bier.

Am nächsten Tag unternehmen wir zu Dritt die nächste, und wahrscheinlich berühmteste Wanderung im slowakischen Paradies, die Schlucht Suchá Belá. Auch hier geht es wieder über viele Leitern und an ausgesetzten Stellen die Schlucht entlang. Wirklich schön. Der Abstieg ist dafür umso langweiliger. Man kann nicht alles haben. Wir beschließen dann noch eine Nacht auf dem Campingplatz zu bleiben, denn wir haben am ersten Abend nicht entdeckt, dass es einen Bierautomaten auf dem Campingplatz gibt. An diesem kann man sich für 1,6 Euro einen halben Liter Bier selbst zapfen. Das gute Tschechische natürlich 🙂 Da das Fass gerade frisch angestochen ist und noch ziemlich schäumt, verbringen wir noch ein bisschen Zeit hier. Der Andrang ist groß und so lernen wir noch zwei Herren aus Leipzig und dem Harz kennen, die gerade zusammen im Urlaub sind. Wir erzählen von unseren Reiseplänen und so kriegen Fabian und ich noch prompt Tipps für unsere Reise nach Rumänien.

Die Slowakei und Ungarn wollten wir eigentlich schnell passieren, um nach Rumänien zu kommen, aber wenn ich es so rückblickend betrachte, hat es mir in der Slowakei sehr gut gefallen und ich hätte es auch noch länger ausgehalten. Am nächsten Tag, sagen wir dann Goodbye zu Klemens und starten Richtung Kosice. Wir machen noch einen Halt hier und schauen uns die Stadt an. Ein wirklich schmuckes kleines Städtchen. Anschließend geht es dann aber über die ungarische Grenze und wir verlassen die Slowakei.

Ungarn wird für uns nur ein Transitland. Einzig das Schloss von Regéc schauen wir uns an. Dieses liegt zwischen bewaldeten Hügeln auf einer Anhöhe und man hat einen wunderbaren Ausblick auf die Region. Sonst ist unsere Bilanz für Ungarn eher ernüchternd. Die Straßen sind so schlecht wie nie und außer viel Landwirtschaft, gibt es in der Gegend durch die wir fahren, sonst nichts.

Schloss Regec

Nach 2 Nächten in Ungarn passieren wir die Grenze zu Rumänien und werden das erste mal kontrolliert. Brav zeigen wir unseren Ausweis und die Covid-19-Papiere und so klappt der Grenzübergang problemlos.

Unser erstes Ziel heißt Maramures, eine der nördlichsten Regionen Rumäniens. Nach Baia Mare fahren wir kurz in die Berge und landen in dem kleinen Dörfchen Breb. Was soll ich sagen… Als wir in das Dorf hinein fahren, sind wir hin und weg. Man fühlt sich als wäre die Zeit stehen geblieben. Viele Häuser haben einen bewirtschafteten Nutzgarten, Hühner rennen auf der Straße, dann die kunstvoll geschnitzten Holztore und Blumen blühen in den Gärten. Wir schlängeln uns durch die schmalen Schotterstraßen, überholen noch einen Pferdewagen und finden schließlich unseren Weg zum Campingplatz. Dieser ist von Feldern umgeben, auf dem Heudiemen stehen. Die Gäste sind fast ausschließlich Leute, die ebenfalls über einen längeren Zeitraum reisen und so findet abends am Lagerfeuer noch ein reger Austausch statt. Mitten in der Nacht, steht dann auch auf einmal ein Pferd mitten auf dem Campingplatz und fängt an zu grasen. Mit Stall und Zaun scheinen es die Einheimischen nicht so zu haben. Aber in den frühen Morgenstunden, hören wir vom Zelt aus, dass das Pferd im Galopp den Heimweg antritt. In der darauffolgenden Nacht kommt es wieder zu Besuch, das Gras scheint hier wohl grüner zu sein 😉

Am nächsten Tag erkunden wir die Gegend zu Fuß, machen noch eine kleine Wanderung und lassen uns von dem hübschen Dorf noch ein wenig verzaubern. Wir werden am nächsten Morgen durch die Geräusche eines kleinen Traktors geweckt. Auf dem Feld nebenan (es ist vielleicht 500 qm bis 1000 qm groß), werden die Kartoffeln mit dem Miniroder gerodet. Anschließend kommt die ganze Familie mit eigenem Traktor und Anhänger zur Kartoffelernte. Wir schauen dem Treiben beim Frühstück zu, während unsere Campingnachbarn, bei der Kartoffelernte helfen 🙂

Am gleichen Tag verlassen wir noch Breb, auch wenn wir noch gerne länger im bezaubernden Maramures geblieben wären, jedoch haben wir einen Flug in 2 Tagen von Cluj-Napoca, da meine Eltern Rubinhochzeit haben und wir diese mit ihnen feiern wollen. Wir besuchen das Kloster von Rohia schauen uns die kunstvollen Neubauten und die schöne Holzkirche an. Ein Leben im Kloster scheint hier durchaus noch attraktiv zu sein. Wenn man sich so die Erweiterung des Kloster anschaut. Bei der Stellplatzsuche im Anschluss, können wir in einem Waldstück, Wildschweine hören. Entscheiden uns dann aber doch noch einmal umzuparken, da es hier nicht sonderlich schön ist. Etwas weiter die Straße runter finden wir dann einen Platz. Die erste Nacht Wildcampen in Rumänien, hoffentlich sind hier keine Bären. Die Nacht ist sehr ruhig… Am nächsten Tag, werden wir allerdings von einem Hirten mit seiner Schafherde geweckt, die an uns vorbei zieht.

Die Planungen für diesen Tag sind hingegen eher mau. Wir fahren erst mal nach Cluj-Napoca, hier geht ja morgen der Flieger, jedoch sind wir schnell frustriert, da die Stadt doch eher eng und der Verkehr dicht ist. Also Planänderung und wir fahren zu einem Standplatz in der Nähe der Schlucht Turenuilui. Wir erkunden die Gegend noch einmal zu Fuß. Theoretisch könnte man einen Klettersteig durch die Schlucht machen, doch unser Equipment ist im Auto und Fabian ist nicht so motiviert. Da es ebenfalls schon früher Nachmittag ist, erkunden wir die Schlucht lieber von oben und haben noch einen herrlichen Ausblick darauf.

Am Samstagmorgen müssen wir allerdings auch schon zum Flughafen aufbrechen, geben noch schnell unser Auto ab und dann geht es ab Richtung Bielefeld. Es ist schön alle wiederzusehen und wir haben eine schöne Feier. Am Montag geht es aber schon wieder in aller Frühe zurück. In Rumänien wieder angekommen fahren wir Richtung Turda und gehen noch am späten Nachmittag durch die Schlucht Turzii. Unser Abenteuer in Rumänien kann weitergehen.

Jetzt heißt es wieder erst mal eingrooven, Ziele suchen. Wir wollen in den nächsten Tagen die Transfagarasan fahren, eine Panoramastraße durch die Südkarpaten. Leider soll das Wetter bald schlechter werden und so entschließen wir uns in die Richtung zu fahren. Machen einen kurzen Abstecher am Rapa Rosie, eine Felsformation die an den Gran Canyon erinnert und fahren noch am gleichen Tag nach Sibiu (Hermannstadt) und schauen uns das schmucke Städtchen an. Viele Städte haben deutsche Namen und es findet sich in den Städtchen auch immer wieder die deutsche Sprache. Dies liegt daran, dass in Siebenbürgen die siebenbürger Sachsen leben, eine deutschsprachige Minderheit die seit dem 12. Jahrhundert in Rumänien ansässig ist. In einem Reiseführer habe ich gelesen, dass die Siedler damals gar nicht aus Sachsen, sondern aus dem Raum Köln und Trier, sowie aus Bayern kamen. Jedoch wurden sie fälschlicherweise Sachsen genannt, na ja… Einmal Sachse, immer Sachse oder so ähnlich.

Abends finden wir noch Unterkunft auf einem Campingplatz der von ebenso einem siebenbürger Sachsen geführt wird. Sprachbarriere: Negativ!

Am nächsten Tag wollen wir dann aber die Transfagarasan fahren und machen uns morgens auf den Weg. Es soll der letzte Tag mit Sonne sein, bevor eine Regenfront angekündigt ist. Ich habe eine Wanderung an der höchsten Stelle der Straße herausgesucht. Leider ist der Wind jedoch so stark, dass es nicht wirklich Sinn macht eine mehrstündige Wanderung zu absolvieren. Also weiter fahren. Auf der anderen Seite vom Berg ist es dann deutlich angenehmer und so suchen wir uns hier einfach einen Wanderweg und ab geht es zum Lacul Capra.

Abends suchen wir uns noch einen Standplatz am Stausee Lacul Vidraru. Für die ca. 15 km am See entlang, brauchen wir aufgrund der wunderbaren Straße eine gute dreiviertel Stunde bis Stunde. Aber dafür haben wir einen schönen Stellplatz. Obwohl es mir hier schon ein wenig mulmig zumute ist, in den Karpaten leben viele Braunbären und über Park4Night (eine App mit der man Stellplätze finden kann) erfahren wir, dass wenige Kilometer weiter nördlich Braunbären am Stellplatz gesichtet wurden. Allerdings haben die Rumänen auch nicht so ein großes Umweltbewusstsein, wie es die Deutschen haben. Müll wird häufig einfach an Ort und Stelle entsorgt und so ist der andere Stellplatz recht vermüllt und lockt vermutlich viele Bären an. Unser Platz ist dagegen relativ müllfrei. Allerdings schaut beim Kochen unseres Abendessens ein Fuchs vorbei und lässt sich nicht so wirklich verscheuchen. Das Kartoffelgratin scheint gut zu duften. Irgendwann schaffen wir es doch ihn zu vertreiben, aber es macht einem Bewusst, wie nah die Wildnis doch eigentlich ist. Schlafen tun wir dann auch eher schlecht und mitten in der Nacht galoppiert dann auch ein Tier (was es war wissen wir nicht) an unserem Dachzelt vorbei. Weiter passiert aber nichts.

Am nächsten Tag machen wir dann noch eine Wanderung durch die Valea lui Stan, eine Schlucht die wieder über eine Menge Leitern und Stahltreppen führt. Jedoch scheinen die Rumänen nicht die gleichen Anforderungen an einen Klettersteig zu haben, wie es die Alpenvölkchen tun. Zwischendurch ist das Drahtseil mal gerissen oder auch ziemlich rostig, aber wir kommen heile oben an. Auf dem Rückweg bewundern wir noch die Staumauer am Lacul Vidraru und die Straßenbaukunst hier in den Karpaten.

Weiter geht es Richtung Osten. Morgen steht das Schloss Bran auf der Tagesordnung. Manche bringen vielleicht Dracula hiermit in Verbindung, jedoch erfahren wir mehr über Königin Maria und ihren Gatten König Ferdinand I., sowie Prinzessin Ileana, als über Graf Dracula im Schloss. Trotzdem ein wirklich schönes Schlösschen mit einer interessanten Ausstellung.

Weiter geht es Richtung Rasnov bzw. Rosenau. Wir sind mal wieder schwach geworden und haben ein Airbnb für einige Nächte gebucht. Leider ist es ziemlich herbstlich geworden und die Temperaturen sind nicht besonders reizvoll, um draußen zu leben. So entspannen wir hier einige Tage, machen noch eine Wanderung in der Nähe von Brasov mit herrlicher Aussicht auf die Karpaten und schauen uns, zumindest von außen, die Burg von Rasnov an.

Heute feiern wir aber erst einmal Fabians Geburtstag! Cheers und bis bald!